Originale Künstlergrafik Der Schrei von Manfred Kache
„Hypothetisch gibt es den Urknall, die Welt entstand.
Interpretatorisch wird vom Urschrei gesprochen bei der Geburt eines
»Der Schtel« Menschen: der erste Atemzug nach den Strapazen des Ausgangs.
Dann gab es viel Geschrei auf den Schlachtfeldern aller Jahrtausende: der Schrei der sterbenden Millionen. Sie hatten es noch „gut" relativ kurzer Zeit hinter sich gebracht. Und dann gibt es den Schrei dessen, der weiterleben muß ... und es weiß. Ansätze haben wir in der klassischen niederländischen Malerei, wir kennen den Schrei in vielen lyrischen Varianten bes. des Expressionismus. In der Malerei denke ich bes. an zwei plakative Gemälde des Norwegers Edward Munch.
Eines davon: ein ohnmächtiger Schrei aus dem Bild heraus, die Ohren mit den Händen verschlossen, der Kopf ist wegen des Leidens überlang wie der eines Pferdeskeletts, asketisch erlitten. Kache hat dieses Motiv - bewußt oder unbewußt - aufgegriffen. Aber während bei Munch dieser Mensch noch steht, ist der Schreiende auch der Stürzende. Er fällt, sieht man den Halbkreis im oberen Bereich des Bildes an: ex ovo, aus der Geborgenheit heraus. Während Munch malt, im wahrsten Sinne des Wortes also plakativ ist, hat Kache die Form der - letztlich - härteren expressionistischen, schillernden, irisierenden Form gewählt, obwohl er sparsam mit der Farbe umgeht:
schwarz, ein wenig rot.
Es erinnert entfernt, weil weiterentwickelt, an Kirchner. Wenn er selbst das Bild als (kurz gefaßt) nach innen gewendeten Schrei interpretiert, so mag das autobiographisch bedingt sein. Für den Betrachter schreit da jemand nach außen. - In der Literatur wie in der bildenden Kunst zeigt sich die Qualität nicht in platter Abbilderei, die vergißt man schnell, sondern in der herausfordernden Ambivalenz. Das ist hier gelungen."
Dr. Friedrich Eymelt, 1989
Künstler: Manfred Kache (1945)
Epoche: 1991
Material: Mischtechnik - Aquarell
Maße: 40 cm hoch x 34,5 cm breit, inklusive Rahmen
Zustand: sehr gut